Im Herzen Budapests, im Design Terminál, stellten die Konrad-Adenauer-Stiftung und der Verband der Ungarischen Selbstverwaltungen (MÖSZ) am 2. Juli das kürzlich auf Ungarisch erschienene Buch „Nachhaltige Städte – Lebensräume der Zukunft“ von Prof. Dr. Wolfgang Schuster, Oberbürgermeister a.D. von Stuttgart und Ehrenpräsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas, vor.
Frank Spengler, Leiter des Auslandsbüros Ungarn der Konrad-Adenauer-Stiftung, begrüßte die Gäste und betonte, dass die KAS den Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit in Ungarn in Zukunft noch weiter vertiefen zu wollen.
Prof. Dr. Schuster skizzierte in seinem einführenden Vortrag kurz die Besonderheiten Stuttgarts und erörterte dann die Bedeutung nachhaltiger Entwicklung für die Landeshauptstadt. Er wies darauf hin, dass Nachhaltigkeit keine reine umweltpolitische Angelegenheit sei und sprach von insgesamt 21 Aufgabenfeldern für eine nachhaltige Entwicklung. Diese würden von Finanzen über das Wohnen und Städtebau bis hin zur Kultur reichen. Prof. Dr. Schuster ging insbesondere auf die drei Aufgabenfelder „Demografie“, „Ökologie“ und „Wissensgesellschaft“ ein, wobei er jeweils auch Lösungsansätze auf Kommunalebene aufzeigte.
Für eine nachhaltige demografische Entwicklung einer Stadt sei eine kinderfreundliche Stadtgesellschaft ebenso bedeutend wie eine Willkommenskultur für Einwanderer. Der demographische Wandel mache zudem u.a. auch neue Lösungsansätze bei der Wohnraumgestaltung und generationsübergreifende Kooperation notwendig.
Hauptziele einer nachhaltigen ökologischen Entwicklung seien ein Leben frei von CO2-Emissionen in einer postnuklearen Welt und die Verringerung der Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen durch eine dezentrale Versorgung. Auf dem Weg zum Erreichen dieser Ziele betonte Prof. Dr. Schuster die Bedeutung der energieeffizienten Bauweise und des öffentlichen Nahverkehrs. So verwies er etwa auf Elektrobusse und -autos, die nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch leiser seien und damit die Lebensqualität in den Städten erhöhen würden.
Prof. Dr. Schuster verwies auch auf die Notwendigkeit des weltweiten Erfahrungsaustausches zwischen den Städten. Als Beispiel hierfür nannte er das Netzwerk „Cities for mobility“, in dem 630 Städte aus 83 Ländern ihre Erfahrungen mit innovativen Projekten, koordiniert durch die Stadt Stuttgart, austauschen würden. Ähnlich sei die Rolle des „Stuttgart Institute of Sustainability“ im Bereich des nachhaltigen Bauens, über die die verschiedenen Akteure der Bauwirtschaft „best practices“ austauschen könnten.
Für alle Bereiche der nachhaltigen Entwicklung gelte, dass jeder Verantwortung übernehmen müsse. Er zitierte in diesem Zusammenhang Mahatma Gandhi: „Sei du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.“ Weiterhin könnten nicht alle Probleme von einzelnen Akteuren gelöst werden, weshalb er stets versucht habe, verschiedene Akteure, von Verbänden über die Wirtschaft, bis hin zu Kirchen in die Prozesse einzubinden.
Im Anschluss diskutierte er sein Buch mit Dr. György Gémesi, Präsident des Verbandes der Ungarischen Selbstverwaltungen und Bürgermeister der Stadt Gödöllő, und Dr. Gábor Bartus, Generalsekretär des Nationalen Rates für Nachhaltige Entwicklung. Moderiert wurde dieser Teil der Veranstaltung von Dr. Hanna Hornyánszky-Hittner vom ungarischen Außenwirtschafts- und Außenministerium.
Dr. Gémesi ging in seinem Kommentar im Anschluss auf die Bedeutung der kommunalen Selbstverwaltungen beim Erreichen von Nachhaltigkeit ein. Dr. Bartus reflektierte auf Grundlage des Buches über den Stand der Nachhaltigkeit in Ungarn und konnte hierbei Fortschritte wie auch Nachholpotenzial feststellen. Er würdigte die Publikation als „Handbuch“ für Bürgermeister, da es eben nicht theoretisch, sondern mithilfe praktischer Beispiele auf die Thematik eingehe.
Abschließend bot sich den etwa 80 anwesenden Gästen die Möglichkeit zur Diskussion, bei der Prof. Dr. Schuster sehr ausführlich auf die Fragen der Gäste einging. Er bezeichnete den Veranstaltungsort – ein ehemaliger Busbahnhof, der zum Veranstaltungszentrum umgebaut wurde – als ein gelungenes Beispiel einer nachhaltigen Gebäudenutzung. Wie gelungen eine solche Umfunktionierung seien kann, wurde den Anwesenden beim abschließenden Empfang auf der Terrasse des Design Terminál noch einmal vor Augen geführt.
Das Buch „Nachhaltige Städte – Lebensräume der Zukunft“ von Prof. Dr. Wolfgang Schuster kann kostenfrei über das Büro der Stiftung in Budapest bezogen werden.