OB Schuster stellt „EU-Gründer“ und „EU-Starter“ vor

OB Schuster stellt „EU-Gründer“ und „EU-Starter“ vor
Anlässlich der Deutsch-Spanischen Berufsbildungskonferenz, die am Donnerstag, 12. Juli, im Stuttgarter Rathaus stattfindet, präsentiert Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster seine beiden Programme „EU-Gründer“ und „EU-Starter“. Damit liefert er Vorschläge zur Bekämpfung der steigenden Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union. Dies sei derzeit eines der größten Probleme in Europa, gerade unter Jugendlichen zwischen 14 und 27 Jahren.

„Wir brauchen wirkungsvolle und vor allem schnelle Lösungen, um möglichst vielen von ihnen eine zukunftsfähige Perspektive in der Berufswelt zu eröffnen“, so Dr. Schuster, der zugleich Präsident des europäischen Dachverbands Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) ist. Seine Vorschläge hat er auch in Briefen an Bundesministerin Annette Schavan und den spanischen Bildungsminister José Ignacio Ortega dargelegt.

EU-Starter

Der Programmentwurf „EU-Starter“ orientiert sich am Erfolg des „Freiwilligen Jahres“ in Deutschland. Jugendliche stellen sich in dieser Zeit freiwillig in den Dienst der Gesellschaft und erfüllen Arbeiten in allen öffentlichen und sozialen Bereichen. „EU-Starter“ sieht vor, dass europäische Jugendliche im Alter von 16 bis 27 Jahren, die derzeit weder einen Arbeitsplatz haben noch an einer beruflichen oder schulischen Aus- oder Weiterbildung teilnehmen, ebenfalls Dienstleistungen in Kommunen, öffentlichen Einrichtungen oder gemeinnützigen Organisationen verrichten.

„Um der Arbeitslosigkeit von sieben Millionen und mehr Jugendlichen in Europa wirksam entgegen zu wirken, schlage ich vor, das Programm mit mindestens einer Million Jugendlicher zu beginnen“, so OB Schuster. Und weiter: „Dabei sollen in der Regel die Arbeitgeber die Kosten für gesetzliche Sozialversicherung, Fortbildung, Essen und Fahrtkosten der Jugendlichen übernehmen. Sie profitieren ja von deren Arbeitskraft.“ Ähnlich dem „Freiwilligen Jahr“ in Deutschland sieht das Programm „EU-Starter“ für die Jugendlichen zudem eine monatliche Aufwandsentschädigung von 300 Euro vor, die in einem Beschäftigungsvertrag festgelegt wird.

Finanziert werden könnte der Programmvorschlag zudem mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds. „Bei Übernahme der Aufwandsentschädigung geht es um rund 3 600 Euro im Jahr für einen Jugendlichen“, erklärt Schuster. „Da im Sozialfonds erhebliche Mittel nicht abgeflossen sind, wäre der Einsatz für das EU-Starter-Programm möglich.“ Des Weiteren sollte die EU mit den nationalen Regierungen eine Reihe von minimalen Qualitätsstandards für den Einsatz der Jugendlichen festlegen, darunter Aufgabenbeschreibungen und Arbeitszeitregelungen.

Zum schnellstmöglichen Start des Programms schlägt Dr. Schuster Pilotprojekte in Städten und Ländern mit der höchsten Jugendarbeitslosigkeit vor. „Mit ‚EU-Starter‘ könnten wir einer großen Zahl Jugendlicher helfen, erstmalig eine sinnvolle berufliche Aufgabe zu übernehmen und dabei praktische und berufliche Erfahrungen zu sammeln und das Gefühl zu erleben, gebraucht zu werden“, so der Stuttgarter Oberbürgermeister.

EU-Gründer

Vorbild des Programms „EU-Gründer“ ist die Existenzgründer-Beratung der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart. Sie fördert seit Jahren in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und Vereinen systematisch Existenzgründungen. Die Unterstützung umfasst im Wesentlichen die drei Bereiche Beratung, Räume und Finanzierung.
Wolfgang Schuster: „In Stuttgart fördern wir seit Jahren erfolgreich die Neugründung von Unternehmen. Das ist gerade in Städten mit einer hohen Zahl arbeitsloser, junger Akademiker wichtig. Gemeinsam können wir sie motivieren, diesen Schritt zu wagen.“

Beratung der Gründer

Im „Gründerbüro“ im Rathaus wird den künftigen Existenzgründern von meist honorarfrei arbeitenden, externen Unternehmens- und Steuerberatern eine kostenlose Beratung über den gesamten Gründerprozess angeboten, die von der Ideenfindung bis hin zur Firmeneröffnung reicht.

Seniorexperten wie der Verein „Senioren helfen Junioren“, die örtlichen Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern bieten vertiefende und fachspezifische Beratungen an. „Runde Tische“ von Existenzgründern, öffentliche Informationsveranstaltungen und Messen wie die „NewCom“ fördern zusätzlich eine Gründerkultur und informieren die Öffentlichkeit.

Räumlichkeiten für Gründer

Existenzgründer brauchen möglichst preiswerte, räumlich und zeitlich flexible Arbeitsräume. In Stuttgart vermittelt ihnen die Stadt leer stehende Büroflächen zur Zwischennutzung. Sobald der Eigentümer seine Immobilie regulär vermieten kann, ziehen die Gründer wieder aus.

Von der Stadt entwickelte Gründerzentren, die je nach fachlichem Schwerpunkt in der Nähe von Forschungseinrichtungen oder Universitäten liegen können, bieten zudem neben preiswerten Arbeitsräumen etwa Hausverwaltung, Postverteilung, Telefonservice und Beratungsleistungen. Leer stehende Einzelhandelsflächen in den verschiedenen Stadtbezirken kommen ebenfalls in Frage und können etwa für Kunstausstellungen oder die Präsentation neuer Produkte von den Gründern benutzt werden. Mit solchen Zwischennutzungen wird auch dem „Trading-Down-Effekt“ entgegen gewirkt. Er stellt sich häufig ein bei leer stehenden Einzelhandelsgeschäften und Bürohäusern.

Finanzierung von Gründungen

Existenzgründer brauchen eine gewisse Anschubfinanzierung, auch wenn ihre wirtschaftlichen Risiken durch die Beratung und Begleitung des Gründerbüros begrenzt sind. Diese erhalten sie unter anderem von staatlichen Förderbanken wie der KfW-Mittelstandsbank. Außerdem unterstützt die Mikrofinanzorganisation Gründer mit Kleinstkrediten.

Eine weitere Form sind so genannte Innovationsgutscheine, die durch den Europäischen Sozialfonds gefördert werden. Dadurch wird die Planung, Entwicklung und Umsetzung neuer Produkte unterstützt. Der deutschlandweite Verein „Business Angels“, der auch in Stuttgart Existenzgründer unterstützt, erschließt privates Kapital und fördert junge Unternehmer nicht nur mit Risikokapital, sondern auch persönlich mit Führungserfahrung und Kontakten.

Für den Entwurf müssten laut OB Schuster im Grundsatz keine neuen Förderprogramme entwickelt werden, da „EU-Gründer“ schon bisher aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert werden kann. Der Aufbau eines Beratungsnetzes vor Ort könnte ebenfalls aus diesen Mitteln unterstützt werden. „Gerade in Städten mit einer hohen Zahl arbeitsloser, junger Akademiker ist es wichtig, Existenzgründungen zu fördern und sie zu motivieren, diesen Schritt zu wagen“, sagt Wolfgang Schuster. Eine entsprechende Kampagne dazu könnte in Absprache zwischen dem Europäischen Rat und der EU-Kommission kurzfristig erfolgen, so der OB. „Auch der Rat der Gemeinden und Regionen Europas ist gerne bereit, mit seinen Mitgliedsstädten für ein solches Programm zu werben und vor Ort umzusetzen“, fügt er hinzu.

Die größten Vorteile dieses EU-Programms sieht der Oberbürgermeister in der Schaffung neuer Arbeitsplätze, die aus jeder Unternehmensneugründung hervorgehen, und der Eröffnung einer beruflichen Perspektive vor allem für junge, qualifizierte Europäer. „Sie können so ihre eigenen Kenntnisse und Ideen einbringen und nicht nur zur Innovationsfähigkeit unserer Wirtschaft beitragen, sondern Leerstände in ihren Städten verhindern und eine Kultur der Gründer in Europa beleben“, fasst Dr. Wolfgang Schuster zusammen.